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Gegenschein

in Capricornus

Beschriftungen an/aus

Datum:15./21.08.04 Uhrzeit:22:13 / 0:04 UT Belichtung:77 min / 45 min
Feld:44o x 30o Emulsion: Fuji Provia 400F / Kodak E200 Filter:keiner
Optik:f=35mm 1/4.0
(abgeblendet von 1/2.0)
Ort:Hakos, Namibia Beobachter:Till Credner
Erläuterung

Der Gegenschein, der Name wird auch im Englischen verwendet, ist eine schwache und diffuse, aber doch recht ausgedehnte Erscheinung am Nachthimmel. Der Fleck ist nur unter allerdunkelsten Himmelsbedingungen mit dem bloßen Auge zu sehen, was in Mitteleuropa aufgrund der Lichtverschmutzung leider unmöglich geworden ist. Die beste Uhrzeit ist Mitternacht, da der Gegenschein immer am Gegenpunkt der Sonne am Himmel liegt, also in 180 Grad Winkelabstand (Anthelion).

Verantwortlich ist Staub in der Ebene unseres Planetensystems. Das Sonnenlicht wird vom interplanetaren Staub gestreut und ist als diffuses Leuchten entlang der Eklipitik nachweisbar (Zodiakallicht). Insbesondere nach der Abenddämmerung oder vor der Morgendämmerung ist der Staub als Lichtkegel des Zodiakallichtes zu sehen. Da Staub gut in Rückwärtsrichtung streut, ist im Anthelion der Fleck des Gegenscheins sichtbar.

Beobachtung
Die beiden Fotos, aufgenommen mit einem Zeitabstand von etwa 5 Tagen im August 2004, zeigen helligkeitsgesteigert die diffuse Himmelskomponente im Sternbild Capricornus. Rechts sind die östlichen Ausläufer der Milchstraße und links davon vermutlich Reste des integrierten Helligkeitsflusses der Sterne. Diese Strukturen sind auf beiden Bildern nahezu identisch, wohingegen der diffuse Fleck im Anthelion deutlich seine Lage verändert. Die Positionsveränderung von etwa fünf Grad im Laufe von fünf Tagen passt genau zur scheinbaren Wanderung der Sonne und somit der Verschiebung des Anthelions entlang der Ekliptik. Ob die diffuse Komponente zwischen Gegenschein und Milchstraße nicht auch zur Lichtbrücke gehören kann, ist nicht ganz klar. Die Übereinstimmung mit der Ekliptik legt dies nahe, wohingegen der Vergleich beider Aufnahmen eher auf feste Strukturen schließen lässt. Vermutlich ist es beides: Lichtbrücke und integrierter Sternenfluss aufaddiert.

Bei genauerer Betrachtung der Position des Gegenscheins fällt eine Abweichung von grob 1 bis 1,5 Grad in Südrichtung auf. Die ekliptikale Länge des Gegenscheins passt dagegen gut mit dem Anthelion überein (innerhalb der Genauigkeit von etwa 0,5 Grad). Diese Abweichung der Gegenscheinposition wurde bereits von einigen anderen Beobachtern beschrieben. Als Grund wird angenommen, dass die Symmetrieebene der Staubscheibe im Sonnensystem um etwa zwei Grad gegenüber der Ekliptik verkippt ist (Diskussion bei James et al. 1997). Die genaueren Zahlen sind jedoch sehr umstritten und es ist bisher nicht ganz klar, ob es überhaupt eine stabile Symmetrie der Staubverteilung um die Sonne herum gibt. Zum Beispiel haben die Staubbänder der Asteroiden einen Einfluss auf das beobachtete Helligkeitsmaximum des Gegenscheins (Tadashi et al. 2003).

Noch einige Worte zur Bildaufnahme und der Bildverarbeitung:

Aufnahme

Verarbeitung
Die gezeigten Bilder sind stark verarbeitet und zeigen nicht den Anblick mit bloßem Auge. Die Hintergrundhelligkeit (aber nicht die Sterne) wurde geglättet und kontrastgesteigert, um den Gegenschein deutlich hervortreten zu lassen. Der Filterradius zur Glättung betrug zwei Grad, daher sind alle möglichen Strukturen mit kleinerer Winkelausdehnung entfernt (trotzdem kann man die Position des Gegenscheins genauer bestimmen).
Eine einzelne Belichtung, jedoch stark kontrastgesteigert.

Verarbeitungsschritte:
  • Einzelbelichtungen positionieren.
  • Entfernung der Sterne mit einem Tiefpassfilter. Unter Photoshop gibt es den "dust/scratches"-Filter, der bei großem Radius auch den Hintergrund stark glättet. Man muss einen guten Kompromiss finden: ein großer Filterradius, um möglichst alle Sterne zu entfernen, aber ein kleiner Radius, um die Hintergrundstrukturen nicht zu sehr zu verwischen.
  • Addition folgender Belichtungen
  • Einstellung des Kontrastes, um den Gegenschein gut zu zeigen
  • Addition eines der Originalbilder, um die Sterne wieder sichtbar zu machen.

Siehe auch:
Ganzhimmels-Fisheyeaufnahme vom 22.08.2004 mit Lichtbrücke und Gegenschein
Zodiakallicht am Abend des 16.08.2004
Brorsen, M. Th., "Über den Gegenschein des Zodiakallichts", 1856AN.....42..219B
Tadashi et al., "The influence of the brightness of the asteroidal dust bands on the gegenschein", 2003Icar..162..337M
James et al., "The morphology and brightness of the zodiacal light and gegenschein", 1997MNRAS.288.1022J
Leinert et al., "The 1997 reference of diffuse night sky brightness", 1998A&AS..127....1L